Für die Übungen macht es Sinn die Sitzposition vorher einzustellen
gehe zu Modul 1: SitzpositionDie Fähigkeit, Hindernisse im Alltag zu überwinden, ist für jede*n Rollstuhlnutzer*in sehr entscheidend. Zu diesen Hindernissen gehören, neben Treppen und Kanten (die jeweils in einem anderen Modul behandelt werden) verschiedene Formen von Türen, Steigungen mit unterschiedlichem Gefälle und unebene Untergründe. Es existieren noch viele weitere Alltagshindernisse und jede Person empfindet diese unterschiedlich, aber die genannten Hindernisse sind für die meisten Rollstuhlnutzer*innen die größte Herausforderung.
Es gibt verschiedene Methoden diese Hindernisse zu überwinden. Werden sie auf allen vier Rädern gefahren, spricht man von einer 4-Punkt-Technik. Diese ist Inhalt dieses Moduls. Werden die Hindernisse nur auf den beiden Hinterrädern absolviert, bezeichnet man dies als 2-Punkt-Technik. Diese wird in Modul M5 vermittelt.
In jeder öffentlichen Einrichtung oder in Wohnungen befinden sich Türen, die ein*e Rollstuhlnutzer*in durchfahren muss. Da jedoch elektronische Türöffner eher nur in öffentlichen Gebäuden vorhanden sind, müssen Sie lernen, Türen manuell zu öffnen.
Eine spezielle Technik zum Öffnen von Schwenktüren ist nur erforderlich, wenn die Tür zu Ihnen hin geöffnet werden muss.
Sie fahren vorwärts an die Tür heran und öffnen diese mit der türnahen Hand. Mit der anderen Hand drücken Sie sich vom Türrahmen ab oder ziehen den Greifreifen zurück, um rückwärts zu rollen und die Tür mit der Hand an der Klinke zu öffnen. Während des Durchfahrens kann die Tür mit einer kurzen Zugbewegung hinter dem Rücken wieder geschlossen werden. Im Raum selbst angekommen, stellen Sie sich seitlich zur Tür und schließen mit der türnahen Hand die Tür mit der Klinke.
Sie fahren schräg vorwärts an die Tür heran und ziehen diese mit der türnahen Hand auf. Mit der anderen Hand stabilisieren Sie sich am Türrahmen oder am Greifreifen. Ist die Tür ausreichend geöffnet, können Sie diese durchfahren. Von der anderen Seite wird die Tür wiederum aus einer leicht schrägen Position zugezogen oder geschoben.
Steigungen bergen vielerlei Gefahren für Personen, die einen Rollstuhl nutzen. Sowohl beim Bergauf-, wie auch beim Bergabfahren können gefährliche Situationen entstehen. Je nach Steigung ist vor allem die Schwerpunktverlagerung von zentraler Bedeutung. Auch ob man gerade oder in Kurven eine Steigung bewältigt, gilt es zu bedenken.
Beim Bergauffahren sollte der Oberkörper weit nach vorne gelehnt werden, um ein Umfallen nach hinten zu verhindern. Wie weit Sie sich nach vorne lehnen, ist je nach Steigung zu entscheiden. Die Hände sollten den Greifreifen etwas vor dem höchsten Punkt greifen. Zur Unterstützung können Sie den Oberkörper mit jedem Schub etwas weiter nach vorne neigen.
Bei sehr steilen Neigungen oder einer eingeschränkten Funktion der Arme kann es sinnvoll sein, eine Steigung in Kurven (Serpentinen) hoch zu fahren. Dazu sollten Sie ebenfalls den Oberkörper nach vorne und zusätzlich in Richtung Hang neigen, sodass Sie sich in einer weitestgehend stabilen, aufrechten Position befinden. Durch diese Technik verlängert sich zwar der gefahrene Weg, jedoch verringert sich gleichzeitig die aufzubringende Kraft, um den Rollstuhl fortzubewegen. Anfangs kann es auch sinnvoll sein, Steigungen rückwärts zu bewältigen, da so keine Gefahr besteht, nach hinten zu kippen. Dabei spielt die Kraft der jeweils beanspruchten Muskulatur aber auch eine Rolle.
Sie können eine Steigung sowohl in 4-Punkt (auf allen 4 Rädern), als auch in 2-Punkt (auf den Hinterrädern) Technik herunterfahren. Die Vorteile der 4-Punkt Technik liegen dabei auf der stabileren Position des Rollstuhls während des Fahrens und dem geringeren technischen Anspruch. Nachteile ergeben sich vor allem bei sehr steilen Steigungen, bei denen die Gefahr besteht, dass Sie nach vorne herausfallen. Zudem können die Vorderräder auf einem unebenen Untergrund auf der Steigung verkanten, was ebenfalls ein Herausfallen zur Folge haben kann.
Um auf allen 4 Rädern bergab zu fahren, sollten Sie den Rücken weit nach hinten lehnen (ohne dabei nach hinten umzufallen). Die Hände greifen mit leicht gebeugten Ellbogen die Greifreifen, wie bereits beim Bremsen gelernt, weit im vorderen Bereich. Die Greifreifen schleifen durch die Hände und können durch mehr oder weniger Druck kontrolliert gebremst werden.
Als Alternative für steile Neigungen kann, wie bereits beim Bergauffahren, die Strecke in Kurven (Serpentinen) bewältigt werden. Dazu wird der Oberkörper nach hinten und in Richtung des Hangs geneigt, sodass eine möglichst aufrechte Position erreicht wird. Wie bereits beschrieben, sollen die Greifreifen durch die Hände schleifen, um ein kontrolliertes Fortbewegen zu ermöglichen.
Zur Verringerung der Wasseransammlung auf Gehwegen, kann es sein, dass Wege eine seitliche Neigung aufweisen. Dies hat zur Folge, dass der Rollstuhl auf diesen Wegen aus der eigentlichen Spur zur tiefer gelegenen Seite verzieht. Um dies zu vermeiden, muss ein Arm kräftiger anschieben, um den Rollstuhl in der Spur zu halten. Zusätzlich sollte der Rumpf zum Ausgleich in Richtung der höher liegenden Seite geneigt werden.
Unebene Untergründe bergen die Gefahr, dass Sie mit den Vorderrädern gegen hochstehende Hindernisse wie Wurzeln oder Pflastersteine fahren oder in Rillen oder Löchern hängen bleiben. Jede dieser Situationen führt zu einem abrupten Abbremsen des Rollstuhls und einem möglichen Herausfallen. Dabei gilt: Je mehr Gewicht auf den Lenkrädern lastet, desto eher bleiben diese hängen. Je weniger Gewicht auf den Lenkrädern lastet, desto leichter rollen sie über die Hindernisse hinweg. Besonders wichtig ist daher die Schwerpunktverlagerung durch Bewegungen des Rumpfs. Generell gilt, dass Sie vorausschauend fahren sollten, um bei Unebenheiten bereits im Vornherein auf mögliche Hindernisse vorbereitet zu sein.
Es existieren verschiedene Techniken, die zur Überwindung von unebenen Untergründen genutzt werden können. Sie können zwischen der 4-Punkt-Technik, der 4-2-4-Punkt-Technik und der 2-Punkt-Technik wählen. Die Vorteile der ersten beiden Techniken liegen darin, dass Sie sich immer in einer stabilen Position befinden bzw. sich dahin zurückbegeben, da alle 4 Räder aufliegen.
Die reine 4-Punkt-Technik ist dabei für Personen geeignet, die ihren Rollstuhl zwar manuell fortbewegen können, aber nicht in der Lage sind bzw. sich nicht trauen, diesen anzukippen. Es wird lediglich durch die Verlagerung des Körpergewichts nach hinten, der Druck von den Lenkrädern genommen, sodass kleine Unebenheiten gefahrlos überfahren werden können. Der Nachteil dieser Technik ist, dass größere Unebenheiten möglicherweise nicht selbstständig bewältigt werden können, da die Lenkräder daran hängen bleiben.
Bei der 4-2-4-Punkt-Technik werden ebenfalls die Lenkräder entlastet, jedoch werden diese zusätzlich durch einen Schub der Greifreifen nach vorne ein kleines bisschen angehoben (ca. 1-2cm sind ausreichend). Durch ein Nachvornelehnen des Oberkörpers, werden die Lenkräder wieder abgesetzt. Diese Technik wird immer weiter wiederholt bis die unebene Strecke überwunden wurde. Diese Technik eignet sich für Personen, die bereits die grundlegenden Techniken zum Ankippen des Rollstuhls beherrschen, jedoch noch nicht in der Lage sind, sich auf den Hinterrädern balancierend fortzubewegen. Bei dieser Technik fällt es leichter, als bei der reinen 4-Punkt-Technik, auch etwas höhere Unebenheiten zu überwinden. Alle Hinweise zur 2-Punkt-Technik finden Sie in Modul 5.