Modul 7 Treppenfahren ohne Hilfe

Für die Übungen macht es Sinn die Sitzposition vorher einzustellen

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Für die Überwindung einer Treppe oder Stufe ist es wichtig, dass Sie die Grundfertigkeiten (Kippen und Balancieren) sehr gut beherrschen. Eine Treppe mit wenigen Treppenstufen können Sie vorwärts bewältigen. Eine lange Treppe rückwärts nur mit Hilfe des Geländers herunter zu fahren, sollten Sie nur im Notfall ausprobieren. Die Treppe oder die Fußstützen halten dieser Belastung auf lange Sicht nicht stand. Zudem müssen Sie im Vollbesitz ihrer Hand- und Fingerfunktion sein. Auf Grund der Schwere der folgenden Übungen sollten Sie unbedingt eine Assistenzperson einbinden. Am besten üben Sie zunächst an Treppen mit ein bis zwei Stufen und Geländer. Bevor Sie beginnen, müssen sie kontrollieren, ob das Geländer für Ihre Armlänge gut zugänglich ist und ob das Geländer bis zum Ende der Treppen reicht.

Vorwärts Treppenstufen herunterfahren

Die Technik sollte anfangs an nur einer Stufe durchgeführt werden, um den ersten Schritt, das balancierte Stehen, sicher einzuüben. Ziel dieser Übung ist es, direkt an einer Stufe auf zwei Rädern stehen zu bleiben.

  1. Die Assistenzperson sichert Sie, indem sie hinter Ihrem Rollstuhl steht. Eine Hand kann auf Ihrer Schulter liegen und die andere Hand sollte in Reichweite der Schiebegriffe sein. Sie stehen frontal vor der Stufe und kippen den Rollstuhl an den Balancepunkt.
  2. Sie nähern sich der Kante mit kleinen Schaukelbewegungen. Direkt vor der Kante schieben Sie die Greifreifen etwas nach vorne, sodass der Rollstuhl beim Hinuntergleiten ein bisschen hinter den Balancepunkt kippt. Während des Hinuntergleitens muss der Greifreifen durch die Finger gleiten.
  3. Beim Aufsetzen der Reifen müssen Sie die Greifreifen zurückziehen, sodass die Reifen hinten die Stufenkante berühren und Sie sich wieder leicht nach vorne an den Balancepunkt ziehen können. Das Hinunterrollen und Aufsetzen der Reifen direkt an der Stufenkante ist bei kurzen Treppenstufen besonders wichtig, denn wenn die Reifen zu weit vorne aufkommen, finden sie keinen Halt mehr an der kommenden zweiten Stufe und rutschen direkt weiter nach unten (Sturzgefahr).
  4. Wenn Sie diese Technik an einer Stufe sicher beherrschen, können Sie versuchen, mehrere Stufen nacheinander zu bewältigen (immer mit Hilfestellung).
  5. Wenn Sie die erste Stufe heruntergefahren sind und Ihr Rollstuhl sicher an der Kante der oberen Stufe „lehnt“, können Sie durch ein leichtes Vorbeugen des Oberkörpers und einem gleichzeitigen leichten Schub am Greifreifen nach vorne die zweite Stufe herunterfahren.
  6. Wenn Sie den Boden erreicht haben, setzen die Vorderräder wieder auf dem Boden auf.

Rückwärts eine Treppe herunterfahren mit Hilfe des Geländers

Vorab ist es wichtig zu erwähnen, dass es einfacher ist, breitere Treppenstufen mit geringer Höhe herunter zu fahren. Durch die größere Fläche ist es möglich Erholungspausen zwischen den Stufen einzubauen und den Rollstuhl erneut auszurichten. Je tiefer und höher die Stufen sind, desto schwieriger wird es für Sie sein, sich und den Rollstuhl zu halten.

Durch kontrolliertes Halten der einen Hand am Geländer und zeitgleiches Lenken der anderen Hand am Greifreifen soll der Rollstuhl kontrolliert die Treppen heruntergleiten. Wichtig ist, dass Sie das Geländer zu keinem Zeitpunkt loslassen dürfen.

  1. Kontrollieren Sie, ob das Geländer für Ihre Armlänge passend ist und ob es durchgehend bis zur letzten Stufe geht.
Ihre Assistenzperson sichert Sie, indem sie hinter dem Rollstuhl steht. Sie stehen seitlich mit etwas Abstand (ca. 15 cm), mit dem Rücken zu den Stufen neben dem Geländer und greifen mit der einen Hand das Geländer und mit der anderen den Greifreifen.
  2. Ihr Arm, der sich am Geländer festhält, ist anfangs gebeugt und streckt sich während eine Stufe langsam und kontrolliert herunter gefahren wird. Die Hand am Geländer bremst den Vorgang. Die andere Hand greift den Greifreifen und gleicht lenkend aus, sodass der Rollstuhl in einer geraden Position bleibt und die Reifen zeitgleich die Stufe herunterfahren.
  3. Sobald der Rollstuhl an Rücklage gewinnt, beugen Sie Ihren Oberkörper leicht nach vorne, sodass dieser senkrecht bleibt.
  4. Sie werden ein seltsames Kratzgeräusch wahrnehmen, das durch das Schleifen der Fußstützen auf der Treppenkante zu erklären ist. Das ist ganz normal.
  5. Sobald Sie die nächste Stufe erreichen, müssen Sie mit der Hand am Geländer nachgreifen und mit der anderen am Greifreifen unterstützend nachlenken.
  6. Der Bewegungsablauf wiederholt sich je nach Treppenstufenanzahl, bis der Boden erreicht ist.

Nachdem ein bis zwei Treppen erfolgreich befahren wurden und Sie sich sicher fühlen, können Sie nun anfangen die Anzahl der Treppenstufen zu erhöhen und so realistische Bedingungen zu schaffen. Die anderen Techniken, wie man beispielsweise Treppen eigenständig mit Hilfe des Geländers herauf fährt, werden nicht näher beschrieben, da sie selbst für sehr erfahrene und geübte Rollstuhlfahrer*innen sehr anspruchsvoll sind.

Wie in Punkt 4 erklärt, werden über kurz oder lang Verschleißspuren an Ihrem Rollstuhl und an der befahrenen Treppe zu erkennen sein. Im Idealfall bleiben alle wichtigen Teile intakt und es entstehen nur Lackkratzer. Allerdings sollte nach jeder Treppenfahrt rückwärts der Rollstuhl genau betrachtet und geprüft werden. Ein defekter Rollstuhl kann zu ernsten Problemen führen.