Modul 8 Rolltreppen nutzen mit Hilfe

Für die Übungen macht es Sinn die Sitzposition vorher einzustellen

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Eine Rolltreppe als Rollstuhlnutzer*in zu nutzen, birgt grundsätzlich sehr viele Risiken. Wenn Sie die grundlegenden Techniken (noch) nicht beherrschen, sollten Sie sich gut überlegen, ob das Rolltreppenfahren sinnvoll ist. Da Aufzüge aber manchmal kaputt und damit die Ausgänge nur über Rolltreppen erreichbar sind, kann die Nutzung der Rolltreppe für Sie möglicherweise unausweichlich sein. Damit der Ablauf reibungslos und ohne Sturz vonstatten geht, sollten Sie folgende Punkte unbedingt beachten:

Breite des Rollstuhls

Zu Beginn müssen Sie sich über die Breite Ihres Rollstuhls bewusst werden und einschätzen, ob die Rolltreppe breit genug ist. Ist sie nicht breit genug oder der Spalt zwischen Rollstuhl und Rolltreppeninnenseite zu klein, kann es schnell zum Verkanten kommen, was im schlimmsten Fall zum Sturz führt.

Geschwindigkeit der Handleisten

Die Handleisten an der Rolltreppe sollten sich parallel und genauso schnell wie die Rolltreppe bewegen. Theoretisch dürfen die Abweichungen aber im Bereich von 0 bis +2% liegen, was bedeutet, dass die Handleisten im Regelfall leicht schneller sind als die Rolltreppe. In diesem Fall müssen Ihre Hände stetig nach unten gleiten. Bewegt sich eine Handleiste langsamer als die andere, müssen Sie mit den Händen ständig nachgreifen. Bei vollständiger Handfunktion sollte das kein Problem darstellen. Ist die Abweichung allerdings zu groß, müssen Sie permanent umgreifen. Das stellt ein großes Problem dar, da im Moment des Loslassens der sichere Stand Ihres Rollstuhls nicht mehr gewährleistet ist. Sollte das Stufenband schneller sein als die Handleiste, müssen Sie abwechselnd mit den Händen nach oben greifen.

Abstand zu Fussgänger*innen

Bevor Sie auf die Rolltreppe fahren, sollten Sie darauf achten, genug Abstand zu den Fußgänger*innen zu lassen. Sie sollten die Abstände so wählen, dass nicht die Gefahr besteht, dass Sie den Mitmenschen in die Hacken fahren oder gar selber nicht rechtzeitig vom Stufenband kommen und einen Sturz riskieren.

Kippschutz des Rollstuhls

Der Kippschutz am Rollstuhl sollte eingeklappt werden, damit dieser an der unteren Landestelle nicht aufsetzt, wenn der Rollstuhl auf Grund des Höhenunterschieds zwischen den Stufen vorne hoch geht.

Tragen von Handschuhen

Sollten Sie Handschuhe tragen, müssen Sie darauf achten, dass Sie mit diesen genügend Halt auf den Handleisten finden. Materialien, die auf den Handleisten rutschen oder nasse Handschuhe sollten Sie vermeiden.

Geometrie des Rollstuhls

Die Geometrie Ihres Rollstuhls spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Befahren einer Rolltreppe. Sie entscheidet darüber, wie sich Ihr Rollstuhl beim Kippen auf der Rolltreppe verhält. Des Weiteren müssen Sie aktiv beim Befahren und Verlassen der Rolltreppe arbeiten, um Kippvorgänge zu unterbinden.

Fußleisten / Unterrohre

Weit nach unten reichende Fußleisten oder Unterrohre können aufsetzen und zu Problemen führen.

Unterstützung durch Helfer*innen

Bevor Sie eine Rolltreppe alleine nutzen, sollten Sie die Technik unbedingt mit einer/einem Helfer*innen üben. Sie sollten gemeinsam kritisch einschätzen, ob Sie über die notwendige Rumpf- und Sitzstabilität, sowie die Finger-/ Handkraft verfügen, um sich selbst in der erforderlichen starken Vorlage zu halten.

Wenn Sie die oben genannten Kriterien berücksichtigt haben, können Sie sich gemeinsam mit Ihrer/Ihrem Helfer*in zum Üben an eine Rolltreppe begeben.

Rolltreppe hinauf fahren

  • Ihre/Ihr Helfer*in befindet sich hinter dem Rollstuhl.
  • Sie fahren soweit an die Rolltreppe heran, bis Sie die Handleisten greifen können. Im aufrechten Sitz mit beinahe gestreckten Armen lassen Sie sich auf die Rolltreppe ziehen.
  • Ihre/Ihr Helfer*in steht etwa eine Stufe hinter Ihnen, um nicht vom zurückkippenden Rollstuhl nach hinten gedrückt zu werden. Am sichersten ist es, wenn die/der Helfer*in in einem leichten Ausfallschritt mit leichter Vorlage steht, um das Gewicht des Rollstuhls abfangen zu können.
  • Achten sie darauf, dass die Lenk- und Antriebsräder nicht auf derselben Stufe stehen. Optimalerweise platzieren Sie die Hinterräder ein wenig vor der Stufenkante.
  • Sobald der Rollstuhl durch die Rolltreppenstufen angehoben wird und Sie somit in Rückenlage gelangen, sollten Sie den Oberkörper nach vorne beugen. Dies verringert die Sturzgefahr.
  • Am Ende der Rolltreppe gelangen Sie wieder in die Waagerechte. Halten Sie sich lange an den Handleisten fest, bis Sie über die Kammplatte gefahren sind. Jetzt können Sie Ihre Fahrt mit einem kräftigen Armschub beginnen.
  • Am Ende der Rolltreppe kann es vorkommen, dass die Handleisten nicht bis zum Ende reichen. Sie müssen dann warten, bis Sie die waagerechte Position erreicht haben, um dann mit einem Schub am Greifreifen das Verlassen der Rolltreppe einzuleiten.

Rolltreppe hinab fahren

  • Ihre/Ihr Helfer*in steht hinter dem Rollstuhl auf der Rolltreppe, am Platz laufend. Es empfiehlt sich, eine ähnliche Position einzunehmen, wie beim Treppe hochfahren (Ausfallschritt mit leichter Vorlage, Gewicht des Rollstuhls auf dem vorderen Oberschenkel), sobald Sie auf der Treppe stehen.
  • Fahren Sie rückwärts an die Rolltreppe heran und greifen Sie die Handleisten. Mit gestreckten Armen schieben Sie sich rückwärts auf die Stufen.
  • Ihr Rollstuhl kippt mit dem Absenken der Stufen nach hinten. Wenn die Hinterräder noch in der Luft schweben sollten, müssen Sie sich an den Handleisten ein bisschen nach unten gleiten lassen, bis die Hinterräder aufsetzen.
  • Die/Der Helfer*in, die/der hinter Ihnen steht, sichert Sie an den Handgriffen und durch den vorgestreckten Oberschenkel.
  • Am Ende der Rolltreppe sinken die Vorderräder des Rollstuhls wieder ab. Damit Sie an der Kammplatte nicht nach hinten überkippen, müssen Sie an den Handleisten weit nach vorne greifen und Ihren Oberkörper nach vorne neigen.
  • Sie können die Rolltreppe aktiv verlassen, indem Sie die Greifreifen fassen, sobald der Rollstuhl waagerecht steht und aktiv rückwärtsfahren. Auch hierbei sollten Sie den Oberkörper etwas nach vorne neigen, um ein Umkippen zu verhindern.